Montag, 12. August 2013

Auf halber Strecke...

Sonntag, 04.08.2013 Zieleinlauf Mitteldistanz Triathlon in Erlangen Zahlreiche Erfahrungen im Wettkampfsport liegen hinter mir und immer wieder lerne ich aufs neue dazu. Die Herausforderung im Triathlon sehe ich derzeit nicht als Herausforderung bestimmte Geschwindigkeiten und Zeiten hervorzurufen. Das überlasse ich den Athleten, die tagtäglich und genau nur für diesen einen Tag zum Leistungsabruf trainieren. Ich sehe die Herausforderung als mentales Training, um mich zu klären, um mich voll und ganz auf mich und meinen Körper zu konzentrieren und mich zu fragen: WAS WILL ICH WIRLICH?! Die Vorbereitungen für Langzeitausdauerwettkämpfe in diesem Jahr ist für mich die größte Lernerfahrung. Zahlreiche Personal Trainings begleiten mich täglich und wöchentlich sowie die komplette Organisation meiner Academy und der Trainer! Als für mich im Juli 2013 klar wurde, dass ich Frankfurt von meinem Plan canceln muss, orientierte ich mich sofort neu. Keep it simple as possible ist hier meine Devise und so entschied ich mich für die einfachste Lösung den Mitteldistanztriathlon in Erlangen. 2010 bin ich hier bereits schon einmal gestartet. Es war mein erster Mitteldistanztriathlon überhaupt und ich war außerordentlich aufgeregt. Ganz anders in diesem Jahr. In diesem Jahr war klar: ES IST EINE TRAININGSEINHEIT UND WIE IMMER ist mein Ziel: lebendig leicht über die Ziellinie zu laufen und am nächsten Tag wieder 100 % für meine Firma zu geben. Gesagt getan. Um 09:05 h fiel der Startschuss im Wasser des Main Donau Kanals. Ich liebe den Kanal. Es geht immer gerade aus und man hat normalerweise ausreichend Platz. In diesem Jahr wollte eine junge Altersklassenathletin nicht von meiner Seite weichen. Ich kann natürlich verstehen, dass viele diesen Wettbewerb nutzen, um sich mit anderen Damen zu messen. Ich dachte mir nur, mensch Mädel kannst Du nicht 50 cm weiter links von mir schwimmen? Die Kraft mich komplett von ihr zu lösen hatte ich nicht und mein Tempo verlangsamen wollte ich nicht, so blieb mir nichts anderes übrig, als sie nach ca. 2-3 Minuten zu ignorieren was mir dann gelang. Am Vortag noch bin ich meine einzige bewußte Trainingseinheit für diese Mitteldistanz geschwommen. Ich bin für ca. 1 km ins Wasser gestiegen, um ein Gefühl für meine Arme und Schultern zu bekommen. Diese sind mir am Sonntag nach der Wende extrem schwer geworden. Dennoch komme ich immer im guten Mittelfeld aus dem Wasser und fühlte mich erstaunlicher Weise fit. Ich rannte in die Wechselzone und musste erstmal meinen Radbeutel suchen, den ich natürlich falsch abgelegt hatte. Dank der freundlichen Helferinnen fand ich ihn schlussendlich und sprang aufs Rad. Sofort merkte ich. AUWEIA!!! Meine Ischis (Oberschenkelrückseite) haben sofort zu gemacht und ich wußte sofort. VERGISS ES .. Du kannst nicht fahren wie Du möchtest. Also musste ich es langsam angehen lassen und versuchte eine Radtour aus dem Wettkampf zu machen. Ich versuchte so entspannt wie möglich zu bleiben und konzentrierte mich auf Gel und Riegel im Wechsel. Allerdings muss ich endlich einsehen das ich den falschen Gel Hersteller nutze und auch meine morgendliche Vor-Wettkampfmahlzeit werde ich noch ändern und wieder komplett auf Weißmehl + Honig sowie Wasser umsteigen! KEIN KAFFEE KEINE MILCH UND KEINE EIWEISS PRODUKTE MEHR - PFUI PFUI PFUI :-)))) Die 80 km auf dem Rad liefen zäh wie Kaugummi. Ich kam mir vor als hätte mir jemand ein Seil mit Gewicht umgebunden und so dümpelte ich dahin. Ich versuchte mich zu entspannen, doch meine Schultern fühlten sich an wie Blei und meine Beine konnten nicht dynamischer. Somit konzentrierte ich mich auf meinen Puls und versuchte unter 150 zu bleiben was mir gelang. Zahlreiche Athleten, die ich im Wasser bereits hinter mir lies kamen an mir vorbei geschossen. Die meisten davon wussten genau was sie tun. Ich wunderte mich darüber das sehr viele Räder am Rand standen und wohl einige einen Platten hatten, da laut Polizei jemand Reisnägel auf die Straße geworfen hatte. Kurz vor Ende der zweiten Runde rief mir eine Frau zu. Hat jemand ein Schluch & Pumpe?" ! Ich überlegte nicht. Ich stieg sofort ab , gab der Dame meinen Schlauch und meine Pumpe sofort und fuhr weiter. Ich glaube an Karma und an das Bumerang Prinzip und daran das mir in solchen Situationen dann auch jemand hilft. Im Radziel angekommen, hätte ich am liebsten alles hingeworfen. Ich empfand den Mitteldistanztriathlon als härteste Einheit meines Lebens. Ich überlegte mir, WILLST DU DAS ? MACHST DU DAS FÜR DICH? IST DAS DEIN DING? Oder machst Du lieber doch eine Yogalehrer Ausbildung in Indien und lässt es ab sofort ruhiger angehen. .. Beim Radwechsel erklärte ich den Helfern, dass ich keine Lust mehr habe und überlege aufzuhören. Ein junger Herr mit Brille, der aussah wie ein IT Freak sagte: " Ach geh jetzt machst weiter"! Gesagt getan ich ging auf die Laufstrecke und mein Freund wartet Freude strahlend auf mich und feuerte mich an. Ich sagte das ich es jetzt zu Ende bringe und dann kann ich immer noch überlegen ob ich das wirklich weiter mache. Irgendwie kam ich im Halbmarathon auch nicht in meinen Rythmus. Ganz im Gegenteil.. Ich kroch gefühlt vor mich hin. Mein Magen/Darm krampfte wieder und lies mich nicht weiter ziehen. Selbst die Samba Band mit den tollen Trommel Rythmen konnten mich nicht auflockern. Ich kam mir vor wie eine Krampfkugel, die nur noch finishen wollte. Mein Puls war auf 140 gesunken und meine Beine fühlten sich an wie Blei. Vor mir lief ein ca. 50 jähriger Herr, der abwechselnd ging und wieder lief. Ich konzentrierte mich auf seine Beine, die super geformt waren. Ich dachte mir, mensch ... Mit 50 solche Beine und machte ihm ein Kompliment.. So liefen wir dann ca. 10 km zusammen und unterhielten uns über das Leben und den Triathlon. Bei km 15 kam ich endlich in meinen Rythmus und lief wieder alleine weiter. Ich habe mein Tempo gefunden. Kurz vor Ziel fand ich meine Leichtigkeit, meine Lockerheit und auch meinen Willen weiter zu machen. Ich habe Freude am Ausdauersport, am Triathlon, am Wasser, am Fahrtwind beim Rennradfahren und am Laufen. Ich habe die Entscheidung getroffen, dass ich mich nicht mehr ablenken lasse - weder von anderen Wettkämpfern (beim Schwimmen / Radfahren und laufen) - von meinem Umfeld - auch wenn das eine große Herausforderungen - von den äußeren Umständen, die das Leben mit sich bringt. Am Mittwoch nach dem Mitteldistanztriathlon habe ich mich für die CHALLENGE BARCELONA in Spanien angemeldet. Ich bin ein CHALLENGE GIRL !!! Bis dahin gibt es noch einige Hausaufgaben zu erledigen und Herausforderungen zu meistern. Ich werde es schaffen, denn ich habe den unbedingten Willen. Und wenn ich mal zweifle kommt irgendwo ein "Prophet" der mir erklärt, dass es keinen Sinn macht umzukehren DANKE AN DIE WECHSELZONE ERLANGEN - DIE HELFER DANKE AN DEN HERRN mit den schönen Beinen DANKE AN MEINEN TOLLEN FREUND - UND PARTNER.. (DIE PERFEKTE BEZIEHUNG ;-) DANKE AN FINISH LINE SISSY BAUMANN DANKE AN RADSPORT DUSCHL CHRISTOPH SCHWERDT DANKE AN ALLE MEINE KLIENTEN UND FREUNDE UND UNTERSTÜTZER Herzliche Grüße Jacqueline Boy