Dienstag, 4. September 2012

Challenge Roth lebendig und leicht bis zur Finish Line!

Einige Wochen sind vergangen! Der Herbst macht sich langsam bemerkbar und der Challenge Roth 2012 ist nun auch schon 8 Wochen vorüber! Die letzten Wochen habe ich damit verbracht alles in mir wirken zu lassen und nachzuspüren und vor allem meinen Körper wieder zu regenerieren. So ein Langdistanz Rennen über mehrere Stunden hinterlässt seine Spuren und so bemerke ich die Nachwirkungen der Challenge auch heute noch deutlich! (schnellere Muskelermüdung + hoher Stoffwechsel) Um Euch an der Challenge Roth 2012 live teilhaben zu lassen, geht es jetzt weiter mit der Radstrecke und dem anschließendem Marathon!
Da ich die Radstrecke in Roth bereits zum xten mal abgefahren bin, hatte ich einen großen mentalen Vorteil für mich entdeckt. Auch das Quintana Roo Ultegra fühlte sich unter mir nach einer Urlaubsausfahrt an. An diesem Tag jedoch sollte die Radstrecke windiger und natürlich länger werden als beim Training. Meine Trainingseinheiten verliefen meist kurz (2 h - 5 h) maximal 2 - 3 x pro Woche und so hatte ich trotz Profiausrüstung und mentaler Vorbereitung einen Heidenrespekt vor dieser 180 km langen Radstrecke in Roth! Vor allem beim Training ab km 80, hätte ich teilweise liebend gerne das Rad in eine Hecke geworfen und ein Taxi nach Hause gerufen! Doch nein ich wollte die Langdistanz finishen, also gehörte auch die 180 Km Raddistanz dazu! Zur mentalen Unterstützung hatte ich mir mehrfach mein FITLIFE CONCEPT LOGO auf meine Haut tätowieren lassen und so viele Fans auf der Strecke verteilt, dass ich mir ab 08.07.2012 um 05:00 h immer wieder einhämmerte: "Das Ding ziehst Du jetzt eiskalt durch!"
Die erste Runde verlief für mich wie von selbst. Nichteinmal der Wind am Gredinger Berg schien mich zu beeindrucken. Tage zuvor habe ich mir via YOUTUBE so viele Profi- und Rothchallenge Interviews von Athleten angesehen und hörte immer wieder die Stimme von Sonja Tajsich: "Mach dir den Wind zum Freund"! Am Solarer Berg wird man so stark angefeuert, dass man wirklich nicht bemerkt, dass man einen Anstieg zu bezwingen hat. Leicht irritiert davon, dass einige Fahrer einfach anhielten, um sich mit den Zuschauern zu unterhalten, kam ich wirklich fit oben an. Allerdings wollte ich meine Geschwindikgeit nicht nach der Anzahl der Zuschauer richten, so dass ich versuchte auch hier weiter auf mich und meinen Körper zu achten, was natürlich bei der Menschenmasse schwer fällt!
Um den Wind zu überwinden, dachte ich plötzlich meine Kindheit und an die Insel Sylt. Ich erinnerte mich an die Stürme mit über 10 km/h und an das Windsurfen, Gleitschirmflüge und den Eiswind am Kilimanjaro 2010! Ich beobachtete viele Fahrer, die ihre Lenker festhalten mussten,um das das Rad zu kontrollieren und konzentrierte mich nur auf einen gleichmäßigen Tritt! Da ich weder Herzfrequenz noch Wattzähler besaß, orientierte ich mich an meiner weißen Challenge Uhr und konzentrierte mich auf die Nahrungsaufnahme! Großer Zeiger auf 15 Gel - Großer Zeiger auf 45 Riegel usw. Bei km 100 plötzlich jedoch wurde ich aus meinem Trott gerissen, denn ich musste dringend auf WC! Dieses Bedürfnis wurde so groß, dass ich über mehrere Kilomenter versuchte eine Örtlichkeit aufzufinden die es mir ermöglichte auf die Toilette zu kommen! Das Problem war, dass dies so plötzlich auftrat, dass ich noch mindestens 17 km fahren musste, um dieses Bedürfnis an einer Verpflegungsstation zu stillen! So suchte ich nach einer Möglichkeit und vergaß meinen Essens- und Trinkplan sowie die Konzentration auf meine gefühlt gute Durchschnittsgeschwindigkeit. Nach ca. 20 Minuten fand ich eine passende Stelle für mein Geschäft und traf auf eine weitere Teilnehmerin mit der ich mich über die üblichen Frauen Thematiken unterhielt. Kurz darauf sprang ich aufs Rad und fühlte mich viel schwerer und vor allem unmotivierter als zuvor. Kurz nach dem Gredinger Berg und der langen Abfahrt hatte ich einen einen mentalen und körperlichen Einbruch, so dass mich sehr viele Fahrradfahrer überholten und ich mich nur noch mühsam auf dem Rad fortbewegen konnte! Ich war genervt vom Wind und von den mich überholenden Teilnehmern und natürlich auch davon, dass ich immer mehr Hunger hatte, als ich essen wollte. Ich begann von 30 minütigen Riegel- und Gelabständen auf 20 Minuten zu wechseln und konnte somit wieder ab km 140 meinen Rythmus finden! Bei dem Schild km 140 sprang ein Schalter in meinem Kopf um. Ich dachte mir: jetzt ist es nur noch eine olympische Distanz und die bin ich bereits mehrfach mit Leichtigkeit gefahren! Am Solarer Berg Teil 2 motivierte mich das Schild:" keiner hat gesagt das es leicht wird" sehr stark und ich danke heute dieser Frau, die genau in diesem Moment als ich vorbeifuhr dieses Schild nach oben hielt!
Die letzten Km bis zur Wechselzone auf die Marathonstrecke verliefen für mich noch hochkonzentriert und auch leicht entnervt, weil ich doch endlich auf die Laufstrecke wollte. Ich versuchte also mich genau an diesem Punkt wieder nur noch auf mich zu konzentrieren und darauf so gleichmäßig wie möglich und so erholt wie nötig auf die 42km lange Marathondistanz zu kommen. Endlich an der Wechselzone angekommen wurde mir sofort vom Rad geholfen und ich freute mich, dass Aufgrund der vielen eingespielten und professionellen Helfer alles glatt lief. Die junge Dame im Wechselzelt half mir in meine Kompressionsstrümpfe hinein und sprühte mich mit Sonnenmilch ein. Ich lies alles mit mir geschehen und alles schien automatisiert abzulaufen. Ich war so froh das ich die 180 km doch so gut überstanden hatte, dass ich mich nur noch auf den Marathon freute! Mit Leichtigkeit stand ich auf und lief aus dem Zelt heraus und schon standen meine gesamte Familie, meine Klienten und Freunde zur Stelle und brüllten wie verrückt! Ich freute mich sehr, dass alle sich gefunden hatten und achtete auf mein Tempo! Nur nicht zu schnell oder gar zu langsam laufen. Ein Freund schrieb mir am Abend zuvor noch eine SMS auf der stand" : achte auf die Schilder im Wald! So lief ich in das Waldstück hinein und vor mir waren ca. 200 UNICEF Schilder aufgestellt, die einzelne Läufer motivieren sollten! Ich achtete also nur auf diese Schilder und nach kurzer Zeit entdeckte ich meines. Alles ging so schnell vorüber, dass ich mich bereits auf die lange Gerade am Kanal finden konnte! Ich genoss die Sonne, das Wasser im Kanal beruhigte mich und ich traf wieder auf einige Trainings- und Triathlonkollegen, so dass es immer etwas zur Ablenkung gab. Ich freute mich auf die Verpflegungsstellen und musste leider bei fast jeder Verpflegungsstelle bis km 28 anhalten, um aufs WC zu kommen. Die vielen Riegel und das Gel machten mir zu schaffen und mein Magen-Darmtrakt erklärte sich gar nicht einverstanden mit dieser langen Leistung. Ich lies mir Zeit für die Hygiene, denn ich wollte gesund und vor allem aufrecht ins Ziel kommen. Also benötigte ich an jeder Verpflegungsstation ca. 5 - 8 Minuten um meine Bedürfnisse zu befriedigen.
Trotzdem hatte ich große Freude an dem Marathon. Es war warm und vor allem hatte ich keinerlei Schmerzen. Auf dem Weg nach Schwanstetten kamen mir viele männliche Athleten gehend entgegen und leichte Angst kam in mir hoch, dass ich auch die Rampe zurück zum Kanal gehen müsste. Einmal in meinem Leben bin ich bei einem Marathon bei km 32 eingebrochen. Ich hatte so starke Schmerzen erlebt, dass ich gehend und schleppend ins Ziel laufen musste! Dieses Gefühl wollte ich nie wieder erleben, so drosselte ich meine Laufgeschwindigkeit herunter, um mich auf die Rampe mit dem leichten Anstieg vorzubereiten. In Schwanstetten war natürlich wie versprochen die Hölle los. Die Sprecher begrüßten mich auf Französisch und ich musste lachen und war begeistert von so viel Motivation der Helfer, Anwohner und Moderatoren! An einigen Verpflegungsstationen lief ich durch den Wasserregen und genoss die Erfrischung des kalten Wassers über meinem Körper. Auf der Marathonstrecke war immer etwas geboten oder ich kannte jemanden der sich ein Stück mit mir unterhielt, mich anfeuerte oder mir entgegen lief. Bei km 38 kam plötzlich Sanja zu mir und ich hab ihr das Kilimanjaro Lied : Jambo Bwana vorgesungen, um mich abzulenken. Sie sagte: "Jacky Du sollst dich doch schonen"! ich sagte: "nee da gehts mir gleich besser!" Kurz vor dem Ziel stand meine Schwester da und ich zog mir mein FITLIFE CONCEPT T-Shirt an, so dass ich mit einem frischen T-Shirt in das Ziel einlaufen konnte! Der Zieleinlauf war phantastisch. Ich freute mich über my very first red carpet und vor allem, dass ich mein Ziel lebendig leicht finishen wirklich durchziehen konnte! In keinem Moment war die Motivation so tief, dass ich an Worte wie Aufgeben denken mussste. Ich hatte keinerlei muskuläre Schmerzen. Meinen Magendarmtrakt habe ich mit Cola und Riegeln auf der Laufstrecke beruhigt und meine Schulter und Knie sowie der rechte Knöchel waren vollkommen Schmerzfrei und das ohne jegliche Medikamente oder Spritzen! Wenn ich auf den 08. Juli 2012 zurückblicke bin ich dankbar für diesen Tag, der für mich wie ein schöner Urlaubstag mit jeder Menge Sport und Bewegung sowie einem tollen Erlebnis und mentaler Stärke gefüllt war.
Ich danke vor allem meiner Familie, die komplett vor Ort war, Norbert und Victoria, meinen Freunden Anja, Sanja, Jörg, Thomas, meinen Kooperationspartnern Christoph Schwerdt / Radsport Duschl, Sissy Baumann /Finish Line, Danke auch an Michael Krell, Carsten Stegner für die Beratung sowie Alexander Roebel von Future Tech für die Videodokumentation und allen Menschen auf Facebook, Twitter, XING, die meine Berichte verfolgen !
Bilder von www.marathon-photos.com Friedbert Boy Future Tech Jacqueline Boy